Wie Luthers Lehre nach Nordfriesland kam
Albert Panten referierte zur 500. Wiederkehr des Thesenanschlags im Nordfriisk Instituut
BREDSTEDT (NfI). Martin Luther (1483-1546) hat gut
abgeschrieben, und Hermann Tast (1490-1551) war nicht der erste Reformator in
Husum. So lauteten die Kernbotschaften des ersten Vortrages im Rahmen des 27.
Nordfriesischen Sommer-Instituts im Bredstedter Nordfriisk Instituut. Im bis
auf den letzten Platz besetzten Vortragssaal erläuterte der Niebüller
Geschichtsforscher Albert Panten anhand zahlreicher Quellen den Einzug des
lutherischen Glaubens in Nordfriesland. In einer von Not und Krisen geprägten
Zeit fielen reformatorische Gedanken auf fruchtbaren Boden. "Luther war ein
Werkzeug des Zeitgeistes, und sein Erfolg hing mit dem Geld zusammen", schätzte
Panten die Lage im frühen 16. Jahrhundert ein. Immer mehr mußte bezahlt werden,
um zum Seelenheil zu gelangen. Es grummelte im Volk. Erste reformatorische
Gedanken kamen über Magister Dietrich Becker nach Husum. Erst später ließ sich
Hermann Tast auf die neue Religion ein.
In der nachreformatorischen Zeit setzten sich aber bald
wieder die alten Strukturen durch, allerdings in anderem Gewand. Panten belegte
diese Praxis mit Dokumenten aus Nordfriesland. Es bestand eine Kontinuität der
"ritualisierten Geldzahlungen", die teilweise bis ins 19. Jahrhundert reichte.
So wurde z. B. die Abschaffung des "Zehnten" durch die Zahlung einer
Landsteuer ersetzt. Auch die "Einsetzung" neuer Geistlicher wurde pragmatisch
gehandhabt: Aus den katholischen Pfarrern wurden kurzerhand lutherische
Pastoren. Und die Abschaffung des Zölibats verhalf den "Köchinnen" im Pfarramt nicht immer zum erhofften Ehestand. "Mein Vortrag ist nun beendet, die Reformation nicht", schloß Panten seine mitreißenden Ausführungen.
Quelle: Nordfriisk-Instituut
Bild 1: Albert Panten am Büchertisch mit Institutsmitarbeiterin Ellen Frömming und Britta Meinke von der Breklumer Bücherstube
Bild 2: Albert Panten beim Vortrag im Nordfriisk Instituut
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